Eine Woche mit Hegel [Theaterstück und Hörspiel] · Zusammenarbeit mit George Henry Koehler und Mira [2000/2013]

Eine statische Kammeroper. Theater der Stimmen. Ein Torso.
Momente der Meta-Historie. Ein Brei des Herzens. Absolute Logik und Verdauungsstörungen.
Gefrässige Zeichen. Der Ehrgeiz aller Dinge. Zyklisches Vergessen.

Der französische Philosoph Maurice Merleau-Ponty behauptet 'Hegel steht am Ursprung all dessen, was sich seit einem Jahrhundert an Grossem ereignet hat - sei es der Marxismus, Nietzsche, die Phänomenologie und der deutsche Existenzialismus oder die Psychonanalyse; er beginnt mit dem Versuch, das Irrationale zu erforschen und es einer erweiterten Vernunft einzuverleiben...'

Die Idee zu diesem Stück über Hegel kam mir während eines USA-Aufenthalts. Ich hatte die Hegel-Monographie von Charles Taylor in meinen Koffer gepackt und nahm mir vor sie in dieser Zeit zu lesen. Die Lektüre dieses Buches generierte Träume in denen Hegel als eine Art Beckett-Figur agierte. Hegel artikulierte sich in meinen Träumen nur fragmentarisch, wirr und unzusammenhängend, was mir durchaus sympatisch war. Ich machte einige Notizen und so entstand nach und nach ein Hegelporträt jenseits der Vernunft. Wieder in Europa machte ich mich mit George Koehler an die Arbeit meine Notizen zu einem 'Stück' zu entwickeln. George entwarf eine Struktur die das Material in sieben Tage aufteilte. Erst später entdeckten wir in Hegels Berliner Schriften 1818-1831 seine Philosophie der Wochentage. Wir vertieften uns in Hegels phantastisches Werk und begannen mit den ersten Proben.

Eine Woche mit Hegel feiert den Wiederspruch. Das 'Stück' ist nicht nur Theater, nicht nur illustrierte Lesung, nicht nur ein Hörspiel, nicht nur Musik, sondern es ist eine Plattform für den Geist. Jacques Derridas Buch 'Glas' gab unserem 'Stück' wichtige Impulse. In Derridas Hegel-Buch kontrastiert er die Philosophie Hegels mit den Schriften Jean Genets. In Eine Woche mit Hegel geschieht etwas Ähnliches. Der Hegelsche Weltgeist wird durch Sprachpermutation, Sprachspiele, Schrachmontage und experimentelles Klang-Theater beschworen, irritiert und attackiert. Alles befindet sich im Erschöpfungszustand. Notwendig wird eine Transformation des Subjekts. Diese Transformation führt zur Re-Kreation des Menschen. Theoreme, Regelstrukturen und Diskurse gehorchen einer immanenten Gesetzlichkeit, die sich nicht aus subjektiven Setzungen herleiten lässt. Hegel beschreibt dies mit dem Begriff der 'unsichtbaren Hand' die als Werkzeug der 'List der Vernunft' fungiert. Er versucht damit die Unfähigkeit der Gesellschaft sich bewusst vor der Auflösung zu schützen darzustellen.

[Ich sehe Hegels Gestalt durch eine grosse Glasscheibe, wie durch ein Schaufenster. Durchsichtige d.h. opake Pilze sind mit ca. zehn Zentimeter Abstand voneinander auf dem Glas des Fensters angebracht. Ein riesiger Pilz, ein Gallen-Röhrling (Tylopilus felleus) befindet sich auf Hegels Kopf. Der Pilz ist extrem gross im Verhältnis zum Kopf. In etwa ein Meter Abstand von Hegels Platz liegt ein üppiger, kopfloser Frauenkörper, übersäht mit Tätowierungen verschiedener Pilzdarstellungen. Ein paar Schritte weiter ist ein zweites Fenster. Hier ist das Glas mit grossen schwarzen Buchstaben beklebt. Der Raum hinter dem Glas ist vollkommen leer.]

Texte · Koehler/Lichtensteiger · download [0 KB]

UA/Teilaufführung am 31. März und am 1. April 2000 in Frankfurt am Main.

'hohe Akzeptabilität der Mehrfach-Verzweigung' | Mira, voice | [01:24] [aus Eine Woche mit Hegel] | link to mp3

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